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Forderung Head
Forderung Nr.
10

Plant integral

Für die Bauwende brauchen wir eine auf gemeinsame Verantwortung für die Zukunft gegründete Planungskultur. Alle Akteure eines Projekts sind von Beginn an, integral und auf Augenhöhe beteiligt und ziehen im Sinne der Nachhaltigkeit an einem Strang.

Heute gängige Planungsmethoden genügen den komplexen Anforderungen von klimapositivem, ressourcenschonendem, resilientem und sozial gerechtem Bauen nicht. Konkurrenz, mangelnde Transparenz und fehlender Austausch über Bauprojekte hinweg prägen die Praxis. Eine gelebte Fehlerkultur existiert noch nicht. Um ganzheitlich zu planen, müssen die verschiedenen Fachdisziplinen und Akteure miteinander und mit den zukünftigen Nutzer:innen zusammenarbeiten.

Expert:innen aus bisher wenig integrierten Bereichen können Planungsprozesse entlasten und die Realisierung unterstützen. Dazu zählen z.B. Baubiologie, Ökologie und Soziologie, Lebenszyklusbetrachtung oder alternative Geschäfts- und Finanzierungsmodelle. Interdisziplinäre Planungsteams, die Etablierung von Partizipationsprozessen, die Ermittlung der tatsächlichen Bedarfe und die Digitalisierung vonPlanungsprozessen können bei der Umsetzung helfen. Angesichts der Herausforderungen, insbesondere im Bestand und bei Wiederverwendung von Bauteilen, ist es wichtig, das Handwerk frühzeitig mit einzubinden.

Hinterfragt veraltete Strukturen und lasst uns kooperativ zusammenarbeiten. Die Bauwende können wir nur gemeinsam umsetzen!

Quellen

Feedback

Wir haben lange an den Forderungen gearbeitet. So sich neue wissenschaftliche Erkenntnisse und dadurch weitere Handlungsbedarfe ergeben, werden wir die Forderungen erneut anpassen. Wir planen 2024 eine Überprüfung der Forderungen vorzunehmen. Bis dahin sammeln konstruktive Kritik und Anregungen. Danke für Dein Feedback!
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Glossar

Für ein besseres Verständnis haben wir hier einige Fachbegriffe erklärt. Die erklärten Begriffe sind im Text blau Blau hinterlegt
Planungskultur
Zu einem bestimmten Zeitpunkt und an einem bestimmten Ort vorherrschenden Denk- und Handlungsmuster von Planer:innen, sowie Handlungsroutinen von Planungsinstitutionen.
Fehlerkultur
Umgang von Gesellschaften und Kulturen und sozialen Systemen mit Fehlern, Fehlerrisiken und Fehlerfolgen.
Wir verstehen darunter Fehler zu zu lassen um aus ihnen zu lernen.
Partizipation/ Partizipationsprozesse
… folgt in Kürze
Umbaukultur
Analog zu Baukultur - jedoch wird hier der Fokus auf das Weiterbauen am Gebäudebestand gelegt.
Nachhaltigkeitsprinzip
Beschreibt das Vorsorgeprinzip, zukünftigen Generationen im Sinne der Generationengerechtigkeit ihre Lebensgrundlagen in Anlehnung an die Sustainable Development Goals (SDGs) zu sichern. 
 
Vorrangmodell der Nachhaltigkeit: Einzelne Bereiche werden in ihrer Beziehung und Abhängigkeit zueinander gesehen. 
 Aussage: Keine Wirtschaft ohne eine Gesellschaft, keine Gesellschaft ohne Ökologie.
Lebenszyklus
Der Lebenszyklus eines Gebäudes beschreibt die Phasen Herstellung, Betrieb, Instandhaltung und Abriss oder Rückbau am Lebensende („End-of-Life“) sowie ggf. das Recyclingpotenzial.
Lebenszyklus- berechnung  (LCA, LCC)
Eine Lebenszyklusberechnung stellt üblicherweise die Kosten (Life Cycle Costs - LCC/ Lebenszykluskosten) und ökologischen Auswirkungen (Life Cycle Assessment - LCA/Ökobilanz) über den Lebenszyklus dar, bei Gebäuden werden standardmäßig 50 Jahre angenommen. Aus der Gesamtheit der Lebenszykluskosten werden bislang meist nur die Herstellungskosten und nicht die Instandhaltungs- und Entsorgungskosten bedacht, während bei den ökologischen Auswirkungen bislang der Fokus rein auf der verbrauchten Energie bzw. den Emissionen während der Nutzungsphase liegt, ohne die der Herstellung und Entsorgung zu berücksichtigen.
Im Widerspruch zur DIN EN ISO 14040/14044 ist A4F der Meinung, dass für die Lebenszyklusanalyse am End-of-Life keine Gutschriften für das Verbrennen von Materialien zur Anwendung kommen dürfen.
klimaneutral bzw. klimapositiv
Klimaneutralität bedeutet in Bezug auf bauliche Strukturen, dass Graue Emissionen  und die Emissionen durch den Gebäudebetrieb keine negativen Auswirkungen auf das Klima haben und nicht vermiedene Treibhausgasemissionen vollständig durch CO2-Senken ausgeglichen werden. Wenn der Ausgleich auf Null erfolgt, ist es “klimaneutral”, wenn er größer als die anfallenden Emissionen ist, ist es “klimapositiv”. Die Bilanzgrenze wird hierbei auf das Quartier erweitert, in dem das Gebäude steht, aber nicht darüber hinaus.
 Für Darstellung und Nachweis von Klimaneutralität sind umfassende und nachvollziehbare Bilanzierungsmethoden erforderlich (LCA, Ökobilanzierung etc.).
 
Achtung bei zeitlicher und örtlicher Entgrenzung:
Aktuell wird die Definition eines klimaneutralen bzw. klimapositiven Gebäudes oder Quartiers stark diskutiert. Oft wird nur das im Betrieb entstehende CO2bilanziert, was aus Sicht von A4F an der Realität vorbeigeht. Die Graue Energie muss in jedem Fall mit betrachtet werden. Welche Faktoren auf der “Guthaben”-Seite angesetzt werden dürfen, um überhaupt neutral oder positiv werden zu können (z.B. Überschuss an erneuerbarer Energie, Kohlenstoffsenke durch nachwachsende Baustoffe, Gebäudebegrünung und Baumpflanzungen etc.) ist ebenfalls umstritten. Weiterhin besteht ein Diskurs darüber, ob angesichts unmittelbar bevorstehender Tipping Points ein Gebäude nicht bereits unmittelbar nach der Erstellung klimaneutral oder -positiv sein muss, während die Norm für Ökobilanzierung die Erstellung, 50 Jahre Nutzung plus Entsorgung als Zeitrahmen vorgibt und Zertifikate (z.B. Neupflanzung) ihre Wirkung oft erst in Jahrzehnten entfalten.
 
Falls mehr CO2 gespeichert als emittiert wird (von A4F als klimapositiv bezeichnet), nutzen manche Quellen auch den Begriff “klimanegativ”.
Bedarfe
Bedarfe bzw Bedarfsplanung. Begriff aus dem Bauwesen, der in der DIN 18205 festgelegt ist. Die Bedarfsplanung im Bauwesen beschreibt die „methodische Ermittlung der Bedürfnisse von Bauherrn und Nutzern, deren zielgerichtete Aufbereitung als Bedarf und dessen Umsetzung in bauliche Anforderungen“.