Konstruiert kreislauffähig und klimapositiv
Die Nutzung von Ressourcen in geschlossenen Kreisläufen sowie der bevorzugte Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen ist dringend geboten und möglich, damit die planetaren Grenzen nicht überschritten werden und auch kommende Generationen über ausreichend Rohstoffe verfügen können.
Der Bausektor hat auch ein Ressourcenproblem: 50% aller in Deutschland produzierten Rohstoffe werden durch Bautätigkeiten verbraucht10. Nach Verpackungen sind Bauprodukte der zweitgrößte Anwendungsbereich von Kunststoffen11. Problem ist, dass all diese Rohstoffe meist nach einmaliger Verwendung als Abfall oder Schuttbeigabe (Downcycling) enden. Dabei ist unsere gebaute Umwelt ein wertvolles Rohstofflager.
Voraussetzung für die Nutzung dieser „urbanen Minen“ sind Bauteile mit lösbaren Verbindungen bzw. die sortenreine und qualitätserhaltende Trennung einzelner Schichten. Es gilt: Schrauben und Stecken statt Kleben und Vermengen! Bauteile und Baustoffe müssen möglichst oft in höchstmöglicher Qualität wiederverwendet werden. Erst wenn nach mehreren Zyklen keine weitere Nutzung als ganzes Bauteil möglich ist (Kaskadennutzung), sind Baustoffe einer weiteren Verwertung zuzuführen (Recycling). Der Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen ermöglicht perspektivisch klimapositives Bauen über den gesamten Lebenszyklus (Kohlenstoffspeicher).
Lasst uns das vorherrschende VERbrauchs- und Wegwerfsystem in ein GEbrauchs- und Kreislaufsystem umwandeln und Gebäude als Rohstofflager und Kohlenstoffspeicher betrachten und umbauen!
Quellen
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Glossar
Internationale Wissenschaftler um den schwedischen Professor Johan Rockström veröffentlichten erstmals 2009 das Konzept der Planetaren Grenzen (engl. Planetary Boundaries), das Aussagen über die Erdgesundheit und die Lebensgrundlagen der Menschheit treffen kann. Konkret handelt es sich um neun globale Prozesse, die die Widerstandskraft und die Belastungsgrenzen des Planeten bestimmen.
1. Der Grad der Schließung von Kreisläufen, durch den Einsatz von Recyclat oder nachwachsenden Rohstoffen, also vor der Nutzung (Pre-Use). Die Fügung spielt hierbei keine Rolle.
2. Der prognostizierte Grad der Schließung von Kreisläufen am Ende der Nutzungsdauer (Post-Use) unter Berücksichtigung der Fügung und der Wirtschaftlichkeit des selektiven Rückbaus.
Wesentlich hierbei die Dokumentation der verbauten Materialien. (--> siehe Materialausweis) (angelehnt an Atlas Recycling)
Für Darstellung und Nachweis von Klimaneutralität sind umfassende und nachvollziehbare Bilanzierungsmethoden erforderlich (LCA, Ökobilanzierung etc.).
Achtung bei zeitlicher und örtlicher Entgrenzung:
Aktuell wird die Definition eines klimaneutralen bzw. klimapositiven Gebäudes oder Quartiers stark diskutiert. Oft wird nur das im Betrieb entstehende CO2bilanziert, was aus Sicht von A4F an der Realität vorbeigeht. Die Graue Energie muss in jedem Fall mit betrachtet werden. Welche Faktoren auf der “Guthaben”-Seite angesetzt werden dürfen, um überhaupt neutral oder positiv werden zu können (z.B. Überschuss an erneuerbarer Energie, Kohlenstoffsenke durch nachwachsende Baustoffe, Gebäudebegrünung und Baumpflanzungen etc.) ist ebenfalls umstritten. Weiterhin besteht ein Diskurs darüber, ob angesichts unmittelbar bevorstehender Tipping Points ein Gebäude nicht bereits unmittelbar nach der Erstellung klimaneutral oder -positiv sein muss, während die Norm für Ökobilanzierung die Erstellung, 50 Jahre Nutzung plus Entsorgung als Zeitrahmen vorgibt und Zertifikate (z.B. Neupflanzung) ihre Wirkung oft erst in Jahrzehnten entfalten.
Falls mehr CO2 gespeichert als emittiert wird (von A4F als klimapositiv bezeichnet), nutzen manche Quellen auch den Begriff “klimanegativ”.
Es ist ökologisch sinnvoll, eine möglichst lange Kaskadennutzung zu erreichen, Holz bspw. nicht frisch geschlagen bereits zu Toilettenpapier oder Brennholz zu verwerten, sondern zunächst zur qualitativ hochwertigeren Nutzung zu verwenden.
Kaskadennutzung soll in geschlossenen Kreisläufen stattfinden und kein Deckmantel für Downcycling sein.
Gebäude können durch die Wahl von nachwachsenden Baustoffen als Kohlenstoff-Speicher fungieren und zur Senkung des CO2-Gehalts in der Atmosphäre beitragen.