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Stellungnahme der Architects for Future zur Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie Weiterentwicklung 2021

Stellungnahme von A4F zur Fortschreibung der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie 2021 und zur langfristigen Renovierungsstrategie Deutschland.
A4F Veröffentlichung

Architects for Future begrüßen die Dialogbereitschaft der Bundesregierung. In vielen Teilen ist  jedoch mehr Konsequenz und Ganzheitlichkeit notwendig, um für Klimaschutz,  Ressourceneffizienz und kreislaufgerechtes sowie gesundes Bauen die gesetzlichen  Rahmenbedingungen zu schaffen. Gerne kommen wir über dieses Dokument hinaus noch weiter in  den Austausch, um gemeinsam die Klimaziele erreichen zu können.   


JETZT handeln! Uns läuft die Zeit davon! 


Es hat von 2015 bis 2020 gedauert, die Agenda 2030 in einen Entwurf für  eine Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie zu überführen. Wir müssen JETZT handeln - mit ernsten, ambitionierten Maßnahmen und mit viel größerer Reichweite. Das Ziel darf nicht sein, lediglich negative Auswirkungen zu minimieren - das Ziel MUSS sein, in einem ersten Schritt keinerlei  negativen Auswirkungen auf unsere Umwelt und Gesundheit zu haben und letztendlich die  Bedingungen für die nachfolgenden Generationen noch zu verbessern. Effizienz alleine wird uns  nicht retten - das zeigen der Anstieg der globalen Emissionen und Rebound-Effekte. 


Hierfür brauchen wir tiefgreifende strukturelle Veränderungen. Alle Prozesse müssen im Hinblick auf ihre  Umweltwirkungen transparent gemacht werden. 

Jene, die nicht von sich aus kreislauffähig und klimaneutral sind, müssen ihre Umweltwirkungen hierzulande ohne Inanspruchnahme von Flächen  im globalen Süden vollumfänglich und zu einem fairen Preis kompensieren oder, wenn sie in diesem  Sinne nicht zukunftsfähig sind, abgeschafft werden. Diese Veränderung schaffen wir am schnellsten und effektivsten über Gesetze anstatt durch Responsibilisierung und einzelne Förderungen.  

Ganzheitliche Nachhaltigkeit! 
Hinsichtlich der Stadt- und Gebäudeplanung ist die Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie noch viel zu zaghaft und es fehlt ihr in großen Teilen an Ganzheitlichkeit. Neben den in der Strategie genannten Einflüssen wirkt der Bausektor sich noch in vielen anderen Ebenen auf die Umwelt und unsere  Gesundheit aus und wird maßgeblich beeinflussen, wie unsere Gesellschaft den Auswirkungen des Klimawandels standhält. Städte der Zukunft können nicht durch veraltete Bauordnungen, rein wirtschaftlich ausgerichtete Normen und hemmende Gesetze erreicht werden. Bundesweite Zusammenarbeit, freie Zugänglichkeit und Transparenz zur Vergleichbarkeit als  Entscheidungsgrundlage und zur Einhaltung der Klimaziele sind hierbei von großer Bedeutung. In vielerlei Hinsicht setzt diese Strategie an diesen Punkten an, aber kommt noch viel zu kurz und hinkt  anderen europäischen Ländern hinterher. Sehr viele Gesetze und Verordnungen müssen völlig neu gedacht und konzipiert werden. 

Schluss mit Leuchtturm! 
Die Zeit der Leuchtturmprojekte und der Grundlagen-Forschung ist vorbei! Jahrhundertelang  dienten Leuchttürme der Orientierung auf rauer See. Inzwischen sind wir in der Theorie und der  möglichen Umsetzung in der Baubranche aber weiter. Wir wissen, wo wir stehen und wo wir  hinwollen - und müssen! Wir haben in den letzten Jahren schon einen riesigen Schatz an Erfahrungen und Erkenntnissen gesammelt. Jetzt gilt es, diese Erkenntnisse in der breiten Masse umzusetzen . 

Dafür sind die Rahmenbedingungen aktuell nicht gegeben. Im Gegenteil: Nachhaltiges (Um-)Bauen  im Sinne einer dekarbonisierten Kreislaufwirtschaft wird strukturell benachteiligt. Die verteilten Zuständigkeiten und Interessenkonflikte verhindern aktuell den nötigen Wandel mit der entsprechenden Dynamik. Die Bundesregierung hat die Hürden in der langfristigen Renovierungsstrategie Deutschland bereits identifiziert und muss diese schnellstmöglich abbauen.  Wir brauchen schnellstmöglich eine neue Art der Gesetzgebung, die Korrekturschleifen vorsieht und sich nicht scheut, Beta-Versionen in randomisierten kontrollierten Versuchen zu testen, um Wandel  zu beschleunigen, Experimentierfelder zu eröffnen und unmittelbar aus den Ergebnissen zu lernen. Es wäre denkbar, zum gleichen Thema in verschiedenen Bundesländern parallel unterschiedlichen  Regelungen einzuführen - dann aber nach einer gewissen Zeit des Monitorings eine Bilanz zu ziehen, zu bewerten und das Optimierungspotential auf Bundesebene mitzunehmen. Wir brauchen ein umfangreiches Monitoring von Gebäuden - auch von unsanierten - zur Aufklärung,  Erkennung und gezielten Bearbeitung der Probleme.  

Da die Langfristige Renovierungsstrategie der Bundesregierung Teil der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie ist und immer wieder Querverweise genannt sind, möchten wir die Chance wahrnehmen, auch die Renovierungsstrategie zu kommentieren bzw. Zu kritisieren (siehe Dokumentende).  



Wir würden es sehr begrüßen, wenn unsere Kritikpunkte aufgenommen werden und wir in den  weiteren Dialog mit einbezogen werden - wohl wissend, dass viele unserer Forderungen  anspruchsvolle Ziele sind, deren Verwirklichung viel Kraft und ein hohes Maß an Engagement  erfordern. 


Wir freuen uns über einen weiteren Dialog. Lassen Sie uns gemeinsam die Architektur für eine  enkeltaugliche Zukunft gestalten! 


Mit freundlichen Grüßen,  


Eva Dietrich, Architektin & Gründungsmitglied und Beirätin Architects for Future Deutschland e.V. Christina Patz, Architektin & Energieeffizienzexpertin  
Johanna Wörner, MSc. Architektur, Gründungsmitglied und Beirätin Architects for Future  Deutschland e.V.  
Judith Ottich, Architektin & Gründungsmitglied Architects for Future Deutschland e.V.  stellvertretend für Architects for Future e.V.



Im Folgenden gehen wir auf konkrete Passagen aus der Dialogfassung der Deutschen  Nachhaltigkeitsstrategie ein: 
“Die Förderung von Maßnahmen der Energieeffizienz und erneuerbarer Energien im Gebäudebereich wird ab  2020 um 2 Milliarden Euro erhöht.” S.32

Veröffentlichung Steckbrief
Veröffentlicht am
October 31, 2020
Autor:innen
A4F Presse / News
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