Pressemitteilung: Mahnwach Abriss-Stopp Berlin-Friedenau
Berlin, 6. November 2024
Pressemitteilung: Mahnwache gegen den Abriss
des historischen Gebäudeensembles Rheingaustraße 30 in Berlin-Friedenau
Am Donnerstag, den 7. November um 18:30 Uhr, findet in Berlin-Friedenau eine Mahnwache gegen den aktuellen Abriss des historischen Gebäudeensembles Rheingaustraße 30 statt. Die Nachbarschaftsinitiative Friedenau e.V., Anwohner
und die Berliner Ortsgruppe der Architects for Future fordern einen sofortigen Abriss-Stopp und eine Prüfung des Denkmalschutzes für den verbleibenden Gebäudeteil. Außerdem setzen sie sich für eine grundsätzliche Reform der Abrisspolitik in Deutschland ein.
Bauwerk von hoher stadtgeschichtlicher und baukultureller Bedeutung
Das 1904 von Johannes Duntz entworfene Elektrizitätswerk diente ab 1936 der BEWAG und wurde bis 2022 für Wohnen und Gewerbe genutzt. Noch vor dem Teilabriss war das Ensemble in gutem Zustand und bewohnt. Nun plant die BAUWERT AG den Bau einer Wohnanlage mit Tiefgarage, die den vollständigen Abriss des Ensembles bis Dezember 2024 vorsieht. Das Kulturerbenetz Berlin führt das Gebäude inzwischen auf der Roten Liste bedrohter Gebäude. Sein Abriss bedeutet einen Verlust für das Stadtbild und die lokale baukulturelle Identität.
Verheerende Folgen auf Stadtbild und Umwelt
Für die Organisator:innen der Mahnwache ist der Abriss des Gebäudeensembles aus sozialer, städtebaulicher und ökologischer Sicht ein „Desaster“. Die geplanten hochpreisigen Eigentumswohnungen bringen keine Entlastung für den Berliner Wohnungsmarkt und könnten Verdrängungseffekte sogar erheblich verstärken.
Auch der ökologische Schaden durch Abriss und Neubau ist erheblich: Der Gebäudesektor ist verantwortlich für 40 % der Treibhausgasemissionen, 55 % des Abfallaufkommens und 90 % des mineralischen Rohstoffverbrauchs in Deutschland. Bestandsgebäude zu erhalten und umzunutzen, statt abzureissen und neu zu bauen, ist hier ein entscheidender Hebel, um Ressourcen zu sparen und CO₂-Emissionen zu reduzieren.
Viele Verbände, darunter Architects for Future und die Architektenkammer Berlin, setzen sich daher für ein Abriss-Moratorium ein, das den Abbruch nur in Ausnahmefällen erlaubt und soziale sowie ökologische Folgen berücksichtigt.
Appell an die Politik
Aktuell bedarf es keiner Genehmigung des Bauamts für den Abriss, solange kein Denkmalschutz besteht. Die Initiator:innen fordern daher eine politische Neuregelung, um Abrisse nur mit Gemeinwohlprüfung und in Ausnahmefällen zuzulassen.
Das ehemalige Umspannwerk in der Rheingaustraße sei ein Vorzeigeobjekt, wie sozialer Wohnraum und Klimaschutz durch kreative Bestandsnutzung und Weiterentwicklung vereint werden könnten.
Die Mahnwache bietet allen Unterstützer:innen die Möglichkeit, gemeinsam ein Zeichen gegen den geplanten Abriss zu setzen und den Erhalt des historischen Gebäudes als wertvolle Ressource für die Zukunft zu fordern.
Zitate
Eva-Maria Friedel, Architects for Future OG Berlin: „Der geplante fünfgeschossige Neubau verursacht allein in der Konstruktion rund 3.000 t CO₂. Das entspricht ca. 4.000 Flügen nach Mallorca. Durch Sanierung und Umbau des Bestandes mit regenerativen Materialien wie Holz, Stroh und Lehm könnten rund 80% der schädlichen Treibhausgase eingespart werden.“
Theresa Keilhacker, Präsidentin Architektenkammer Berlin: “Eine Schande, dass hier Wohnraum und Baukultur zerstört werden. Es braucht dringend das Abrissmoratorium! Die Architektenkammer Berlin setzt sich für eine Erhöhung der Anforderungen bei der Abrissgenehmigung ein, die u.a. an eine Treibhausgasbilanz geknüpft ist.”
Sabine Hübner, Anwohnerin: “Wir fordern mehr zivilgesellschaftliche Beteiligung beim Denkmalschutz. Er ist eine expertokratische Blackbox.”
Gerrit Naber, Klimaneustart Berlin: “Der Abriss von Gebäuden ist, wie das Wegwerfen von Lebensmitteln, eine große Verschwendung. Klimaneustart hat darum im Rahmen der Volksinitiative Bauwende 35.000 Unterschriften gegen gedankenlosen Abriss und für die nachhaltige Nutzung des Gebäudebestands gesammelt.”
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