ARCHITECTSFORFUTURE HAMBURG wendet sich mit einem offenen Brief an alle in der Hamburger Bürgerschaft vertretenen Parteien, mit der Forderung die Politik der Hamburger Stadtentwicklung drastisch zu verändern.
Die Hamburger Wohnungsbaupolitik mit dem sog. „Hamburger Modell“ taugt, entgegen der öffentlichen Meinung, nicht um die Mieten zu stabilisieren und schon gar nicht als Positivbeispiel für eine lebenswerte Zukunft. Die Mieten steigen trotz bezirklicher Wohnungsbauprogramme und hoher Bautätigkeit ungebremst.
Die preisgebundenen Wohnraumförderung fördert ausschließlich Neubau, sodass stetig mehr Wohnungen aus der Sozialbindung fallen, als Neue gebaut werden. Städtische Grundstücke werden zur Erzielung der statistischen Kennwerte und zur kurzfristigen Aufbesserung des Haushalts an Investoren verkauft, dabei könnte ein Vergabe in Erbpacht an gemeinwohlorientierte Genossenschaften die dramatische Situation am Wohnungsmarkt erheblich entspannen.
Die beschlossene Neuauflage des „Bündnis für das Wohnen“ ohne Bauvorhaben konkret an nachhaltige Kriterien der Umweltverträglichkeit und der sozialen Gerechtigkeit zu knüpfen, verschärft neben der sozialen Ungleichheit, die Problematik der Versiegelung, der Eingriffe in die Natur, der Vernichtung Grünraumverbindungen und verfehlt die Ziele des Pariser Abkommens.
Das Bauen auch anders geht, zeigen diverse Projekte die durch den Einsatz nachwachsender Baustoffe, durch kreislaufgerechtes Planen oder kreative Umnutzung der bestehenden Substanz aktiven Umwelt- und klimaschutz betreiben. Bislang werden solche Projekte in Hamburg nicht gefördert. Fundierte und wissenschaftlich belegte Kritik wie z.B. letztlich vom BUND an der Wohnungsbaupolitik der Stadt Hamburg wird von Hamburger Politiker*innen mit einer populistischen Scheinargumentation abgefertigt. Hier wird der hohe Bedarf an bezahlbarem Wohnraum gegen den Umweltschutz ausgespielt. Das empfinden wir als Affront gegen alle, die sich für eine zukunftsgerichtete Baupolitik und lebenswerte Städte engagieren.
Wir fordern:
1. Klimaziele im Bausektor konsequent verfolgen
2. Klimaschutz als Oberziel der Bauleitplanung
3. Flächenversiegelung stoppen
4. Sanierung und Umnutzung vorhandener Gebäude vor Abriss oder Neubau realisieren
5. Eingriffe in Natur und Landschaft vermeiden und grüne Infrastruktur mitdenken und planen
6. Klimaneutralität über den gesamten Lebenszyklus
7. Soziale Stadtstruktur etablieren und Mieten aktiv senken
Ohne die Bauwende gibt es keine klima- und sozialgerechte Stadtentwicklung!
Wir sind ARCHITECTSFORFUTURE Fachleute aus der Baubranche, die die Politik dazu auffordern, alle politisch zur Verfügung stehenden Maßnahmen zu ergreifen, um ein klima- und sozialverträgliches Bauen zu ermöglichen. Wir und viele unserer Kolleg*innen sind bereit, die dringend notwendige Bauwende umzusetzen. Wir benötigen aber endlich den erforderlichen politischen und gesetzlichen Rahmen, bevor die Klimakatastrophe in Beton gegossen ist.
Die Stadt Hamburg kann Vorbild für eine lebenswerte Modellstadt werden: klimapositiv, sozialgerecht und zukunftsfähig. Die Politik hat es in der Hand!